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Ändert die Stadt Jülich ihr Gesicht?

Ansprache von Wolfgang Hommel, Vorsitzender des Stadtmarketing e.V., anlässlich des Neujahrsempfangs mit Verleihung des Stadtmarketing-Preises.

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Wolfgang Hommel, Vorsitzender des Stadtmarketing e.V.. Foto: Arne Schenk
Wolfgang Hommel, Vorsitzender des Stadtmarketing e.V.. Foto: Arne Schenk
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Ein schönes neues Jahr 2019, denen, die ich noch nicht gesehen habe. Wir sind beim Neujahrsempfang.

An der Stelle blicken wir erst einmal zurück, weil es bei der Preisverleihung um ein Ereignis geht, das gewesen ist. Ich wollte es unter die Frage stellen: Ändert die Stadt Jülich ihr Gesicht?

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Wir fangen den Rückblick bei der Architektur und den Neubauten an. Wenn man heute in der Baierstraße ist vermisst man das Gebäude der Sparkasse und sieht stattdessen schon einen Rohbau da stehen als etwas, das die Stadt beleben wird. Wir sind gespannt wie es am Ende aussehen wird.

Die Belebung am Marktplatz ist sehr wesentlich. Der zentrale Platz ist ein Thema, das das Stadtmarketing seit 20 Jahren kennt. Im so genannten Initiativ-Kreis Mitte der 1990er Jahre hieß es bereits: Wie schaffen wir es, dass die Gebäude auf der Westseite des Marktes schöner werden? Dazu werden wir im Laufe des Abends noch etwas hören.

Rund um den Bahnhof ist auch viel passiert. Mit den Neubauten an der Adolf-Fischer-Straße anstelle des ehemaligen Kreisbahnhofes. Nachdem dort ein Haus abgerissen worden ist hat man gesehen, dass dahinter ein ganz neues Viertel entstanden ist. In der Römerstraße gibt es Neubauten, an der Escherstraße an der ehemaligen Schweizer Siedlung, am Wallgraben… wir wissen, dass es Pläne gibt für den „Ellbachbogen“, wie man das Gelände an der Realschule nennt, am Propst-Bechte-Platz, an der Ellbachstraße… Es entsteht also in der Stadt neuer Wohnraum. Das ist eine Nutzungssteigerung durch Verdichtung – also gut, wenn statt eines Einfamilienhauses oder einer Brachfläche Mehrfamilienhäuser entstehen. Ein modernes Gesicht unserer Stadt entsteht mit vielen neuen Einwohnern. Das ist ein Ziel, das das Stadtmarketing immer nur gut finden kann.

Einen Punkt möchte ich an dieser Stelle mit einem „aber“ sagen: Moderne Häuser sehen oft sehr verwechselbar aus. Das erleben wir an vielen Stellen und das sehen wir auch an den Häusern rund um den Bahnhof. Wir müssen also schauen, dass die Stadt Jülich, ihre Unverwechselbarkeit behält. Und umso wichtiger ist es, was in der Innenstadt passiert. Wir müssen sehr darauf achten, dass das Stadtgesicht Jülichs erkennbar bleibt. Dabei sollte uns das historische Erbe leiten.

Im Kulturleben ändert sich nicht das Gesicht, sondern der Rahmen. Hier sind wir gespannt, was mit der Stadthalle passiert. Im Grunde ist das Thema Stadthalle auch etwas, das wir seit 20 Jahren kennen und darum ist es wunderbar, dass es jetzt angepackt wird, einfach weil die Notwendigkeit geschaffen wird, dass etwas passieren muss.

Gibt es neue Gesichter in der Wissenschaft? Da ist es mir nicht so erkennbar geworden. Es ist vieles im Profil geschärft, aber es ist auch schon vieles für die Zukunft angekündigt worden: Von der Fachhochschule, der Solarturm, ein Fraunhofer Institut soll auch noch kommen… ja und die Kügelchen sind auch noch da. Und zum Forschungszentrum hören wir sicher das eine oder andere noch in der Neujahrsansprache von Professor Marquardt.

Hat sich unser Gesicht in der Umgebung geändert? Der Strukturwandel steht vor der Tür, das wissen alle, wir lesen es täglich in der Zeitung – aber ein Gesicht hat er noch nicht richtig. Wir hoffen, was Axel Fuchs gerade ausformuliert hat, auf den Brainergy-Park. Davon werden wir sicher im nächsten Jahr mehr von hören.

Kurz ein Blick zurück in die Innenstadt.

„Handel ist Wandel“ das ist ein altbekanntes Sprichwort. Aber leider ist ein Wandel mit dem Wechsel von 1 : 1 nicht immer möglich. Häufig ist es eine Spirale, die leider abwärts führt. Das ist im Handel gerade jetzt im Gange. Es sind viele Geschäfte nicht mehr in der Lage, einen Nachfolger zu präsentieren. Auch gerade die, die man früher mal Platzhirsche nannte.

Im Jahre 2018 schlossen das Strumpfgeschäft am Marktplatz von Ute Derichs. Das Geschäft hat mehrere Jahrzehnte an dieser Stelle den Damen der Welt geholfen, sich so anzuziehen, wie sie es wollte. An dieser Stelle verlor auch die Werbegemeinschaft ein Gesicht. Ute Derichs war Vorsitzende der Werbegemeinschaft und ein neues Gesicht gibt es mit Benjamin Lövenich, dem ich an dieser Stelle alles Gute wünsche.
Wir haben Kinderhaus Halking, das 100 Jahre in der Düsseldorfer Straße und zuletzt in der Kleinen Rurstraße war, verloren – auch ein Geschäft, das in drei Generationen im Familienbesitz gewesen ist und jetzt schließen musste.
Juwelier Müller war der Garant für das Werthaltige in der Jülicher Innenstadt und hat nach zwei Generationen schließen müssen.
Sie fanden keine Nachfolger. Sie fanden auch keine Nachfolger außerhalb der Familie. Insofern glaube ich das sagen zu dürfen: Dem Jülicher Gesicht fehlen jetzt ein paar Zähne. Denn der Handel war immer das Angesicht, das auch lächelte.

Dafür gibt es neue gastronomische Angebote, die eingeschlagen haben und die die Innenstadt beleben. Das „Extrablatt“, „Americano“, das „Einhorn“ – darüber kann man sich natürlich nur freuen. Ist das ein Wegweiser für die Zukunft? Ich glaube: Ja. Denn das ist etwas, das die Stadt Jülich wirklich brauchte. Und ich hoffe, dass es davon noch mehr geben wird. In der Kleinen Rurstraße tut sich manches in der Ankündigung, so dass man vielleicht einmal von einer Feinschmecker-Meile rede könnte. Das würde uns sehr freuen.

Das Jülicher Gesicht wurde von Handelsgeschäften geprägt. Vor einer Woche hatten wir die Ankündigung – da muss ich ja nun drauf eingehen – dass ein Unternehmen nach 150 Jahren als Familie den Staffelstab weitergeben wird. Wir als Familie haben vier Generationen den Buchhandel betrieben. Ein Wechsel ist ist nach nach 220 Jahren ein normaler Schritt. Aber wahrscheinlich, weil es so lange gedauert hat, bis es einen Wechsel gegeben hat, hat man es offensichtlich als ungewöhnlich betrachtet. Und die gute Meldung daran ist – anders als bei den Geschäften, die ich vorher genannt habe – es wird weitergehen. Wie sie gelesen haben: „Europas größte Buchhandlung im Familienbesitz“, wie sie sich ja nennt, Thalia, hat die Fortsetzung des Buchhandels-Geschäftes an der Stelle vertraglich geregelt und nur die besten Absichten verkündet. Ich hoffe, dass es so auch weitergeht.

Darum kurz zu meiner Person: Mein Arbeitsplatz fällt weg. Das ist leider so. Ich habe im Vorstand und auch im Kuratorium gefragt, ob meine Funktion im Vorstand mit meiner Funktion als Handelsgeschäftsrepräsentant verbunden wäre und ich bin dann aufgefordert worden: Mach doch mal weiter! Ich bleibe der Stadt als Stadtmarketingvereinsvorsitzender, so lange man mich möchte, erhalten. Und ich möchte auch weiter das eine oder andere über die Stadt schreiben und den Verlag fortführen. Also: Ein Gesicht bleibt erhalten, auch wenn es etwas älter wird.

Dafür gibt es ein neues Gesicht im Krankenhaus an der Spitze. Judith Kniepen ist Geschäftsführerin der Nordkreis Kliniken und ist auch heute hier. An der Stelle kann ich nur viel Erfolg wünschen, denn ein Jülicher Gesicht braucht natürlich auch ein Krankenhaus ab und zu mal.

Als letztes komme ich auf den Änderungswunsch zu sprechen, was Jülichs grünes Gesicht betrifft, also das Bauprojekt der Stadtwerke mitten in der Stadt. Auch da gibt es natürlich nur Positives zu meinen zu dem Anliegen einer Besucherinformation mit modernen, gut zugänglichen, ebenerdigen Toiletten – einem Herzenswunsch, glaube ich, aller Jülicher und auch aller Besucher. Und natürlich gibt es auch die Diskussionen, die man dazu führt – sehr emotional, teilweise auch engagiert. Und ich kann Dich (Bürgermeister Axel Fuchs, Anm. d. Red) nur bitten, diese Diskussion zuzulassen. Diese Diskussion muss Raum gegeben werden, denn es ist ein Projekt, das an einer zentralen Stelle ist. Es ist eine Grünfläche, die Jülicher seit drei, vier Generationen erhalten haben und das ist etwas, das Jülich unverwechselbar macht, was das Jülicher Gesicht prägt: eine Grünfläche, die bis an die Haupteinkaufsstraße reicht. Das muss aus meiner Sicht erkennbar bleiben und dass sie nicht zu einem Hofcharakter kommt.

Zusammenfassend: Es gibt manches auffälliges, was sich im Gesicht ändert, Aber die meisten Vorzüge bleiben doch.

Zum Artikel „Positive Potentiale im Blick


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